US-Zusatzzölle und ihre Auswirkungen auf EU-Importe: Was Unternehmen jetzt wissen müssen
Die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus hat die internationale Handelspolitik in Aufruhr versetzt. Mit drastischen Worten wie "Liberation Day" und "Beginn der wirtschaftlichen Wiedergeburt Amerikas" hat Trump ein weitreichendes Zollpaket angekündigt, das weltweit für Verunsicherung sorgt. Besonders die europäische Wirtschaft ist betroffen, was sich bereits in volatilen Aktienmärkten und sich täglich ändernden Konjunkturprognosen widerspiegelt.
Die neuen US-Zollregeln im Überblick
Trumps Zollpolitik folgt einem einfachen Prinzip: "Was ihr uns antut, tun wir euch zur Hälfte zurück." Dieser populistische Ansatz markiert faktisch das Ende multilateraler Zollregeln, wie wir sie bisher kannten.
Die aktuelle Situation hat sich jedoch kurzfristig entspannt:
- Ursprünglich drohte ein pauschaler Zollsatz von 20% auf die meisten Güter aus der EU
- Am 9. April hat Trump diese Regelung überraschend für 90 Tage ausgesetzt
- Stattdessen gilt seit dem 5. April ein reduzierter Zusatzzoll von 10%, der ab einem Warenwert von 800 US-Dollar zusätzlich zu den regulären US-Zöllen erhoben wird
Von diesem 10%-Zusatzzoll gibt es allerdings wichtige Ausnahmen:
- Waren, für die bereits anderweitige Zusatzzölle gelten, wie Stahl- und Aluminiumexporte (seit 12. März) sowie Autoexporte (seit 3. April) mit jeweils 25% Zoll
- Produkte, die im sogenannten "Anhang II" (Whitehouse.gov) aufgeführt sind, darunter zahlreiche Rohstoffe, Holz, Medizinprodukte und elektronische integrierte Schaltungen
Die Reaktion der Europäischen Union
Die EU hatte zunächst ein zweistufiges Gegenmaßnahmenpaket geplant:
- Wiederinkraftsetzung ausgesetzter Zusatzzölle auf bestimmte US-Waren aus den Jahren 2018 und 2020 (geplant ab 15. April)
- Einführung weiterer Gegenzölle auf zusätzliche Produkte
Als Reaktion auf die 90-tägige Aussetzung der neuen US-Zollregeln hat jedoch auch die EU ihre geplanten Gegenmaßnahmen für 90 Tage auf Eis gelegt und setzt nun auf Verhandlungen.
Handlungsoptionen für betroffene Unternehmen
Die aktuelle Situation bleibt hochdynamisch und schwer vorhersehbar. Für die nächsten 90 Tage gilt der 10%-Zusatzzoll, aber was danach kommt, hängt stark vom Verlauf der Verhandlungen zwischen der EU und den USA ab. Diese Unsicherheit stellt Unternehmen vor große Herausforderungen.
Was können Unternehmen jetzt tun?
1. Betroffenheit analysieren
- Ermitteln Sie die konkrete Belastung durch den aktuellen 10%-Zusatzzoll
- Bereiten Sie sich vorsorglich auf die mögliche Wiedereinführung des 20%-Satzes vor
- Prüfen Sie anhand der veröffentlichten Warennummern und Ursprungsländer Ihre spezifische Situation
2. Vertragliche Konditionen prüfen
- Analysieren Sie Ihre Lieferklauseln: Wer ist formell Zollschuldner?
- Beobachten Sie, wie US-Vertragspartner auf die Zusatzzölle reagieren
- Prüfen Sie Möglichkeiten zur Preisanpassung, um die Zollbelastung teilweise zu kompensieren
3. Verzollungsstrategie anpassen
- Erwägen Sie einen zeitlichen Aufschub von Exporten in die USA
- Prüfen Sie die Möglichkeit der unverzollten Einlagerung in Zolllagern
- Warten Sie, wo möglich, die weitere zollpolitische Entwicklung ab
4. Lieferketten überdenken
- Suchen Sie nach alternativen Produkten, die nicht vom US-Zusatzzoll betroffen sind
- Prüfen Sie mögliche Änderungen in der Logistik und Lieferkettenorganisation
- Bei konzerninternen Lieferbeziehungen: Evaluieren Sie eine Anpassung der Verrechnungspreise
Fazit
Die kommenden Monate werden entscheidend für die Entwicklung der transatlantischen Handelsbeziehungen sein. Unternehmen sollten die 90-tägige Verhandlungsphase nutzen, um ihre Strategie zu überprüfen und Anpassungen vorzubereiten. Flexibilität und vorausschauendes Handeln werden in dieser Zeit unerlässlich sein.